05 Wolfskehl als Netzwerker

Ab 1898 wohnten Karl und 
Hanna Wolfskehl in München

Ihre Wohnungen (unter anderem in der Leopoldstraße, ab 1908 in der Römerstraße) wurden zu einem bedeutenden Treffpunkt der Schwabinger Bohème, hier fanden die sogenannten »Jours« statt, bei denen sich beide Wolfskehls durch ein ausgeprägtes kommunikatives Talent auszeichneten. 


Die Kosmiker-Runde
Von links nach rechts: Karl Wolfskehl, Ernst Schuler, Ludwig Klages, Stefan George, Albert Verwey, 1902
© Stefan George Archiv, Stuttgart
Symposion im Kugelzimmer, 1910
Im Vordergrund liegend: Karl Wolfskehl, im Hintergrund sitzend: Stefan George Foto: Richard Ferdinand Schmitz
© Stefan George Archiv, Stuttgart

Unter Wolfskehls zahlreichen Kontakten zu Schriftstellern und Künstlern war die Beziehung zu den Kosmikern eine ganz besondere

Die Kosmiker – so nannten sich die eng befreundeten Dichter Karl Wolfskehl, Ludwig Klages, Alfred Schuler; zeitweise war auch Stefan George dem Kosmiker-Kreis verbunden. Der Kosmiker-Kreis suchte unter anderem in Anschluss an Bachofens Das Mutterrecht (1861) eine Verbindung von mythisch-matriarchaler kultischer Praxis und Kunst. Die Rezeption Bachofens im Kosmiker-Kreis ist wesentlich auf Wolfskehl zurückzuführen, umgekehrt prägten die Kosmiker über einige Jahre Wolfskehls Weltwahrnehmung und Dichtung bis der Zirkel 1904 aufgrund persönlicher Spannungen und Klages’ Antisemitismus zerbrach. 

Gleichzeitig wurde Wolfskehls Leben und Dichtung durch George geprägt. Eine innige Freundschaft verband Wolfskehl und George insbesondere während der gemeinsamen Münchner Zeit. Ab 1894 wurde Wolfskehl zu einem der wichtigsten Mitarbeiter und Beiträger für Georges Verlag und Zeitschrift Blätter für die Kunst. In Gedichten wie Der Meister (1903) oder Die Berufung (1910) drückte Wolfskehl seine Anerkennung und innige Verbundenheit gegenüber George aus. 

Unabhängig von dieser engen Freundschaft knüpfte Wolfskehl ein breites Netz an Kontakten. Zu seinem großen Bekannten- und Freundeskreis gehörten Akteure der München-Schwabinger Künstlerszene wie Alfred Kubin, Franz Marc, Paul Klee und Wassily Kandinsky. Des Weiteren stand er in Kontakt mit Gelehrten wie Georg Simmel und Max Weber sowie mit Schriftstellern wie Hugo von Hofmannsthal, Ricarda Huch, Thomas Mann, Franziska zu Reventlow oder Rainer Maria Rilke.
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