
In Wolfskehls Exillyrik findet eine grundlegende existenzielle Auseinandersetzung mit der eigenen jüdischen Herkunft statt

Gerade die Verfolgung und Vernichtung der europäischen Juden drängt Wolfskehl zu einer Gottsuche. Lyrik wird für Wolfskehl zur einzig möglichen Form, mit dem Gott des Alten Bundes in Kontakt zu treten, ihn anzurufen und auszudeuten, einen neuen Bund zwischen Gott und dem auserwählten Volk allein durch das lyrische Wort erfahrbar zu machen. Bereits 1933 begann Wolfskehl mit der Gedichtsammlung Die Stimme spricht. Dieser Band wurde im November 1934 im Schocken Verlag, Berlin, publiziert. In den Gedichten findet eine Auseinandersetzung des Ichs mit seinem jüdischen Glauben statt. Diese Reflexion wird mittels des Dialogs zwischen einem namenlosen Ich und einer göttlichen Stimme transportiert.
Am Seder zu sagen. Das Gedicht ist Teil des Zyklus Die Stimme spricht. Hier in einer ungedruckten Variante (ohne Datierung). Wolfskehl überarbeitete viele seiner Gedichte auch noch nach deren Veröffentlichung stetig weiter. Bis heute hat dieses Gedicht eine ganz eigene Wirkung und findet sich zum Beispiel in der 2. Auflage der Offenbacher Haggadah (1960), die von Siegfried Guggenheim herausgegeben wurde.
© Deutsches Literaturarchiv Marbach