Im Lied
wiederum entfaltet der Dichter Wolfskehl in sieben Strophen eine gemeinsame deutsch-jüdische Kulturtradition von historischer Tiefe, wenn er zum Beispiel in der zweiten Strophe die verehrende Erinnerung an Karl den Großen, Otto II. und an den Stauferkaiser Friedrich II. mit der eigenen Familiengeschichte durch die Erwähnung des Vorfahren »Ritter, Raw Kalonymus« verbindet.
Wolfskehls eigenes aktives Mitwirken an deutscher Kultur verdeutlicht die dritte Strophe, wenn unter anderem die Übersetzung des Hildebrandsliedes, Walthers von der Vogelweide, Reinald von Dassel, aber auch die Veröffentlichung weniger bekannter Dichtung wie der Weinschwelg
aufgeführt werden:
Eure Dichter sind auch meine.
Auf rief ich Held Hildebrand,
Mit dem Schwelg sass ich beim Weine,
Mit Herrn Walther auf dem Steine,
Fuhr mit dir durchs welsche Land,
Erzpoet, zu Reinalds Ruhme,
Flocht den vollsten Blütenstrauss,
Wählend, wägend Blum auf Blume,
Mir und euch für unser Haus.
Trotz des Gegensatzes zwischen Lied
und Abgesang
– eine überzeitliche Bedeutung und Wirkkraft erhält George: Die letzten Zeilen des Abgesangs
sind auf ihn ausgerichtet und beiden Gedichten geht ein George-Zitat voraus. Der eigenen lyrischen Stimme des exilierten Dichters Wolfskehl gehen somit geradezu programmatisch Äußerungen Georges voraus.