Neben seinen eigenen Gedichten wurden dort auch zahlreiche andere Dichter veröffentlicht, die George sorgfältig auswählte. Die Künstler-Collage aus den
Blättern für die Kunst
(7. Folge, 1904) zeigt den Schirm- und dichterischen Schutzherren im Profil, umringt von seinen Anhängern, unter denen sich auch Karl Wolfskehl befindet. Interessant ist, dass sich keiner der anderen Künstler so stark im Profil zeigt wie George. Er fungierte als Meister und Mentor einer stetig wachsenden Gruppe von Künstlern und Literaten, die sich einer ganzheitlichen Hingabe an die Dichtung und an George selbst verschrieb.
Einseitig war diese Verehrung trotz all der hierarchischen Merkmale des Kreises dennoch nicht. Stefan George war Wolfskehl tief verbunden und brachte ihm hohe Wertschätzung und Respekt entgegen, was in handschriftlichen Widmungen und an Wolfskehl gerichteten Gedichten zum Ausdruck kommt. Für Wolfskehl sollten die Blätter für die Kunst
ab 1894 ein wichtiger Publikationsort für Gedichte und Essays sein. Zusätzlich bestärkte Wolfskehl mit theoretischen Aufsätzen über George dessen sakral-charismatische Aura. Darüber hinaus arbeiteten Wolfskehl und George als Herausgeber und veröffentlichten gemeinsam ab 1900 die schließlich drei Bände umfassende
Anthologiereihe Deutsche Dichtung.
Der direkte Kontakt endete 1918/19 mit dem Umzug der Wolfskehls nach Kiechlinsbergen. Dennoch blieben George und Wolfskehls brieflich in Kontakt. Hanna und Karl Wolfskehl waren zwei der wenigen Freunde, die bei dem Begräbnis Georges in Minusio/Italien am 4. 12. 1933 anwesend waren. Im späten lyrischen Wirken Wolfskehls nimmt George posthum wieder eine hervorgehobene Rolle als Meister ein. Diese geistige Verbindung bildete für Wolfskehl ein inneres Gegengewicht zu Fremdheit und Verbannung im Exil.